Von meinem Lehrpfarrer Peter Altorfer wurde ich 2001 angefragt, ob ich bereit sei, beim Erarbeiten von neuen Statuten für den Schweizerischen Pfarrverein mitzuwirken. Nachdem ich mich dazu bereit erklärt hatte, haben wir in einer kleinen Arbeitsgruppe diese Arbeit geleistet. Anfangs 2003 wurden die Statuten an der Delegiertenversammlung angenommen.
Allerdings musste ich dabei eine politische Niederlage akzeptieren: Ich hatte dafür plädiert, dass die Mitgliederversammlung als oberstes Organ weiterhin alle Einzelmitglieder umfassen solle. Nur so könne sich zeigen, wie breit die Politik vom Vorstand tatsächlich mitgetragen werde. Alle wussten aber, dass diese Organisationsform vor allem dokumentieren werde, wie gegensätzlich und disparat die Interessen der Kollegenschaft realiter sind und wie schmal deshalb die Basis für die Vorstandsarbeit ist. Der Schweizerische Pfarrverein ist deshalb als Verein von Vereinen konstituiert; die Mitgliederversammlung, sein oberstes Organ, ist eine Versammlung von je einer Vertretung dieser Vereine. Die Distanz zwischen dem Vorstand und den einzelnen Pfarrerinnen und Pfarrern ist also gross; den meisten Praktikern bleiben die Ziele und Beschlüsse des Vorstands unbekannt.
Trotz meiner politischen Niederlage wurde ich angefragt, ob ich zu einer Mitarbeit im Vorstand bereit sei und gab darauf die folgende Antwort.:
Brief an Pfr. Altorfer Peter März 2003
Noch einmal formulierte ich das grundlegende Problem: Im Vorstand muss viel administrative Arbeit geleistet werden, die insbesondere im Schweizerischen Pfarrverein zuerst einmal weit weg von der Praxis ist. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig die Gefahr, dass sich für die Vorstandsarbeit nur Menschen interessieren, die sonst nicht ausgelastet sind. Im Brief schreibe ich möglichst diplomatisch: „Bei der Vorberatung der Statuten habe ich immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, dass wir eine weitere Plattform für kirchliche Funktionäre schaffen; und dass das Recht für die theologische Arbeit mit zu hohen Arbeitskosten für die wenigen Willigen verbunden ist.“
Trotzdem habe ich mich für eine Mitarbeit im Vorstand bereiterklärt und habe diese zehn Jahre lang solidarisch mitgetragen. Insbesondere habe ich den „Ratgeber Pfarramt“ verfasst und massgeblich die beiden Tagungen von 2009 (Einladungskarte, Tagungsbericht) und 2012 (Tagungsbericht, Referat von Barbara Hallensleben) vorbereitet.
Doch der Pfarrverein war wie befürchtet tatsächlich zu willkürlich und schwach aufgestellt und konnte im Kräftespiel der Amtskirche und ihrer Beauftragten keine eigenständige Kraft entwickeln. Sein Anspruch war unreal. Deshalb sah ich mich gezwungen, meinen Rücktritt zu erklären. Auf die dringende Bitte der übriggebliebenen Vorstandsmitglieder hin habe ich meine Gründe vor den Delegierten nicht offengelegt. Das bedaure ich im Nachhinein. Es war vereinbart, dass der Vorstand und ich – spätesens nach drei Monaten – gemeinsam den Mitgliedern unsere unterschiedlichen Urteile über die realen Möglichkeiten des Pfarrvereins darlegen. Dazu ist es nie gekommen. Der Vorstand sah sich nicht in der Lage, seine positive Einschätzung in sich stimmig auszuformulieren. So ist meine Bilanz ohne Gegenstimme geblieben. Sie ist hier nun Interessierten zugänglich gemacht: Rücktrittsschreiben für Weitergabemit Ingress